Es war ein bitterer Samstagabend, den die Bülacher zu verdauen hatten. Sie kamen von einem 0:3 zurück und hatten das Momentum auf ihrer Seite. Doch mit Eigenfehlern luden sie Pfannenstiel förmlich dazu ein, vorentscheidend in Führung zu gehen. Und so standen die Bülacher keine 24 Stunden später sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand. Sollte die Saison weitergehen, war ein Sieg im Heimspiel vom Sonntag notwendig. Pfannenstiel verstand es bis anhin hervorragend, aus Bülachern Fehlern Kapital zu schlagen. Den nach Bülacher Ballverlusten plötzlich freiwerdenden Raum überspielen die Zürcher Oberländer Mal für Mal mit schönem Kombinationsspiel und beeindruckender Effizienz. Doch mit dem winkenden Finalsieg vor Augen könnte auch das so routinierte Pfannenstiel etwas zusätzliche Nervosität verspüren. Taktische Geheimnisse gibt es mittlerweile zwischen diesen beiden Teams keine mehr, der Bülacher Plan war entsprechend einfach: Sämtliche Kraftreserven anzapfen und mit letztem Einsatz das nötige Glück erzwingen.
Nach dem eher etwas enttäuschenden Zuschaueraufmarsch in Egg, die offiziellen Zahlen waren stark geschönt, durften die Teams im dritten Finalspiel in eine richtig gut gefüllte Hirslen einlaufen. Mit den 663 Zuschauern wurde die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2019 übertroffen und ein neuer Stadionrekord gesetzt. Die vibrierende Stimmung aus dem Publikum übertrug sich auch schnell auf das Spielfeld. Das Heimteam machte von Beginn an einen sehr kämpferischen Eindruck. Die Defensive sass und erlaubte es den Gästen nicht, ihre Querpässe zu spielen. In der siebten Minute musste aber Bülachs Torhüter Patrick Dürst zweimal eingreifen, zuerst gegen Hafners Weitschuss und unmittelbar danach blockiert er auch den Nachschuss. Allmählich konnte das Heimteam vermehrt auch offensive Akzente setzen. In der achten Minute scheiterte Simon Klingler nach einem Schuss von Nico Derungs und in der 13. Minute war es erneut Simon Klingler, der nach einem Konter knapp am linken Pfosten vorbeischoss. Im gleichen Einsatz lancierte Simon Klingler den in die Mitte eilenden Luca Dall'Oglio mit einem langen Pass. Und mit einem sehenswerten Backhandschuss spedierte Dall'Oglio den Ball zur Bülacher Führung unter die Latte. Drei Minuten später führte Luca Dall'Oglio einen Freischlag schnell aus und Simon Klingler nützte den Freiraum in der noch nicht organisierten Gästeabwehr mit einem Direktschuss zum 2:0 aus.
Auch im Mitteldrittel war Patrick Dürst bereit und neutralisierte einen Weitschuss in der 21. Minute souverän. Nachdem in der 28. Minute Yanik Hofmann nach einem Konter über das Tor schoss, vereitelte Patrick Dürst auf der Gegenseite einen Abschluss von Bartenstein aus kurzer Distanz. Zur Spielmitte kam Bülach dann aufgrund eines Haltens zu einer Überzahlmöglichkeit. Genau mit Ablauf der Strafe konnte der rekonvaleszente und nur im Powerplay eingesetzte Marco Hottinger mit einem Schuss auf 3:0 erhöhen. Allerdings konnte Bülach nur 34 Sekunden später für einmal einen Querpass nicht verhindern und prompt schoss Nideröst zum 3:1 ein. Nachdem Simon Klingler in der 35. Minute gefährlich im Slot der Gäste auftauchte, kam Pfannenstiel eine Minute vor der zweiten Pause mit einem Zufallsprodukt zum Anschlusstreffer. Im Backchecking blockte Bülach einen Schuss weg, der Prellball landete bei Bartenstein, der das Resultat auf 3:2 stellte.
Entsprechend entwickelte sich ein hochspannendes Schlussdrittel, in dem sich die beiden Teams nichts schenkten. Ein Schuss von Marcel Stutz war in der 42. Minute die Beute von Pfannenstiel-Keeper Weber. Ab der 46. Minute musste Bülach unter Einsatz aller Kräfte eine Strafe gegen das starke Powerplay der Gäste überstehen. Das erfolgreiche Überstehen dieser kritischen Situation war für die Bülacher selbstredend eminent wichtig. Eine unschöne Szene folgte dann in der 49. Minute: Simon Klingler wurde in einem Zweikampf unsanft über die Bande befördert und musste sichtlich angeschlagen zuerst ausserhalb des Spielfeldes seinen Stock holen, um dann humpelnd über das halbe Spielfeld zur Bank zu gelangen. Pfannenstiel nahm keine Rücksicht und versuchte mit Entschlossenheit, diese Situation auszunutzen. Grundsätzlich ist das nicht verboten, allerdings ist es unter Sportlern eigentlich verpönt. In der 52. Minute benötigte Bülach einmal mehr eine Parade von Patrick Dürst, der einen Fehlpass seiner Vorderleute ausbügelte und den Abschluss von Hafner abwehrte. In der 54. Minute erzeugten die Bülacher in der gegnerischen Zone Druck auf die Verteidigung, schliesslich eroberte Luca Dall'Oglio den Ball, legte diesen auf Sven Gisiger ab, der die Führung wieder auf 4:2 ausbauen konnte. Dieser Zweitorevorsprung half dem Heimteam natürlich in der Schlussphase. Entsprechend früh ersetzte Pfannenstiel bereits ab der 56. Minute den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler. Die Bülacher liessen aber keinen Treffer mehr zu und holten sich den wichtigen Heimsieg.
Mit einer starken Willensleistung als Team konnte Bülach das Saisonende also verhindern und den ersten Sieg in dieser Finalserie einfahren. Neben einem bärenstarken Patrick Dürst und einem herausragenden Luca Dall'Oglio liessen an diesem Abend schlicht alle Spieler ihr Herz auf dem Platz und ermöglichten so diesen Kraftakt. Dies ist umso bemerkenswerter, da es auch den Ausfall von Christoph Meier zu kompensieren gab, der am Samstag zehn Sekunden vor Schluss beim letzten Angriffsversuch gestoppt wurde und sich dabei eine Zerrung zuzog. Durch den Sieg geht die Serie also am kommenden Freitag um 20:00 Uhr auswärts in Egg weiter.